Antje Diemann

Antje Diemann

geb. Schulze
* 03.10.1955 in Oberhausen
† 17.05.2025 in Duisburg-Neumühl
Erstellt von Reimund Diemann
Angelegt am 11.06.2025
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Kondolenzen (2)

Sie können das Kondolenzbuch nutzen, um den Angehörigen Ihr Beileid zu bekunden, Ihrer eigenen Trauer Ausdruck zu verleihen oder um dem Verstorbenen einige letzte Worte des Abschieds mitzugeben.

Kondolenz

Lieber Reimund, liebe Kinder und Enkelkinder.

15.06.2025 um 20:11 Uhr von Eveline Kortz

So schwer es auch ist, dass Antje von uns gegangen ist, denkt immer an die schönen Stunden,  ihre Liebe und Fürsorglichkeit. Auch ich werde nie vergessen,  wie oft wir auf ein Stichwort auf der Arbeit zu singen begannen und lachen mussten, wenn Renate die Tür schloss, weil wir "etwas" übertrieben hatten. Wir hatten gemeinsam viel Spaß,  auf der Arbeit,  bei Ausflügen,  beim Kegeln und überhaupt...

Schön, dass sie bei uns war.

 

Eveline 

 

Kondolenz

Nachruf

14.06.2025 um 16:09 Uhr von Reimund

Nachruf auf Antje

 

Antje wuchs in einem kleinen Siedlungshaus in Oberhausen-Dümpten auf, das ihrem Großvater gehörte. Obwohl der Platz dort sehr beengt war, hatte sie eine schöne Kindheit, denn zu dem Haus gehörte ein großer Garten. In der Nachbarschaft wohnte ein etwas jüngeres Mädchen, das zur damaligen Zeit Antjes beste Freundin war. Am liebsten spielten die beiden zusammen „Mutter, Vater, Kind“, wobei der Familien-Dackel das Kind war.

Sie besuchte zunächst die Volksschule und wenig später die Broermann-Realschule in Oberhausen. Dort fand sie eine neue Freundin, deren Freundschaft bis heute Bestand hat. Mit dieser Freundin gehörte sie immer zu den Klassenbesten. Als ihre Freundin beschloss, sich beim Finanzamt zu bewerben, tat Antje es ihr gleich.

Während ihrer Ausbildung war Antje ein lebenslustiges Mädchen, das gerne mit vier gleichaltrigen Kolleginnen, die in der gleichen Ausbildungsstufe waren, Discos besuchte — samstags, sonntags und auch mitten in der Woche, am Mittwoch. Sie sang sehr gerne mit und noch lieber tanzte sie. In einer dieser Discos lernte sie auch Reimund kennen. Der Typ war damals so verrückt und so überzeugt von sich selbst, dass er etwa zwei Wochen, nachdem es ihm gelungen war, Antje zu überreden, einmal eine andere Disco ohne die anderen Mädels im Anhang zu besuchen, zu ihr sagte: „Was hältst du davon, wenn wir heiraten? Du kannst jetzt sagen, was du willst, aber eines Tages heiraten wir sowieso.“

Zuerst war Antje etwas geschockt, dann lachte sie darüber. Um zu zeigen, wer nun das Sagen hat, blieb sie an den folgenden Abenden meist so lange in der Disco, bis sie wusste, dass Reimund nach seiner Mittagsschicht gleich auftauchen würde, um dann das Lokal zu verlassen und ihm dabei nur kurz zuzuwinken. Dieses Spiel trieb sie einige Male, mit Abständen dazwischen. Doch sie blieb auch oft, um mit Reimund den Abend durchzutanzen. Nach etwa vier Monaten gab sie dieses Spiel auf: Antje und Reimund verbrachten die Abende nun gemeinsam — und zählten dabei meist zu den besten Tänzern auf der Tanzfläche.

Antjes damaliges Ziel war, das Haus ihres Großvaters durch einen Anbau zu vergrößern. Dafür zahlte sie bereits in einen Bausparvertrag ein. Reimund hatte ebenfalls einen Bausparvertrag und schloss daraufhin noch einen zweiten ab. Antje stellte fest, dass Reimund die gleichen Lebensziele hatte. Aus der Tanzpartnerschaft wurde die große Liebe.

 

Antje hatte damals eine Reise mit zwei Kolleginnen vom Finanzamt nach Spanien gebucht, und als sie dort ankamen, wartete Reimund bereits mit dem Auto auf sie. Danach beschloss man, sich zu verloben. Ein Jahr später wurde geheiratet. Wobei für beide die Hochzeitsfeier nebensächlich war — das wichtigste war der vorherige Polterabend, für den eine Disco gemietet wurde. Von diesem Polterabend schwärmten noch Jahrzehnte später einige Gäste.

Vor und während dieser Zeit arbeitete Antje in der Einkommensteuerstelle. Hier lernte sie eine weitere Freundin kennen, deren Freundschaft bis heute Bestand hat.

Nach der Hochzeit bezogen Antje und Reimund eine zweieinhalb Zimmer große Mietwohnung gegenüber ihrem Elternhaus. Kurz danach absolvierte Reimund neben der Wechselschicht ein dreieinhalbjähriges Fernstudium zum Meister und Techniker. Obwohl ihr Mann nun kaum noch Zeit für das Familienleben hatte, unterstützte Antje ihn stets während dieser Weiterbildung.

Damals wurde Frauen noch empfohlen, die Antibabypille nach einer gewissen Zeit für mehrere Monate abzusetzen. Auch dabei war sich Antje mit ihrem Mann einig. Sie wollten kein Wunschkind, sondern ein Zufallskind — und dessen Geschlecht erst bei der Geburt erfahren. Neun Monate später kam ihr Sohn Alexander zur Welt. Da ihr Ehemann mit Schichtdienst und Ausbildung voll ausgelastet war, wäre Antje in dieser Zeit theoretisch alleinerziehend gewesen, doch ihre Mutter sprang helfend ein. Auch diesen Lebensabschnitt meisterte Antje souverän.

Nachdem Antjes Traum, das Elternhaus zu vergrößern, geplatzt war und die Mietwohnung zu klein wurde, beschloss sie mit ihrem Mann, eine Eigentumswohnung zu kaufen. So zogen Antje und Reimund in eine Vierzimmerwohnung an der Straße Bermensfeld in Dümpten. In diesem Haus gab es eine Kellerbar, die dem unteren Nachbarn gehörte, aber allen Hausbewohnern zur Verfügung stand. Hier organisierte Antje mehrmals im Jahr Feiern, wobei sie mit den Vorbereitungen für die Speisen stets die Hauptlast trug.

Vier Jahre nach der Geburt ihres Sohnes verordnete ihr Frauenarzt eine weitere sogenannte Pillenpause — und Antje beschloss: „Es ist Zeit für ein weiteres Kind.“ Nach einem Urlaub in Alassio, Italien, wurde Antje zum zweiten Mal schwanger. Wieder wollte sie das Geschlecht erst bei der Geburt erfahren. Diesmal war ihr Mann bei der Geburt dabei. Als Antje rief: „Reimund, wir haben ein Mädchen — ein Mädchen!“, wurde ihm bewusst, dass Antjes Wunsch in Erfüllung gegangen war, auch wenn sie einen Jungen sicher genauso geliebt hätte.

Für dieses Mädchen, Julia Katharina, engagierte sich Antje später im Kindergarten-Elternbeirat und später in der Schulpflegschaft, wodurch sie weitere Freundinnen fand, mit denen sie bis zu ihrem Ableben eng verbunden blieb.

 

Antje verwaltete die Finanzen — und das machte sie sehr gut. So konnte die Familie zwei- bis dreimal im Jahr in den Urlaub fahren: drei bis vier Wochen in den Sommerferien, meist eine Woche über Ostern und eine weitere im Herbst.

Hauptreiseziel war anfangs Cala Ratjada auf Mallorca, zunächst mit dem Auto, später mit dem Flugzeug. Rechnet man alle Urlaube zusammen, hat Antje in diesem Ort wohl knapp ein Jahr ihres Lebens verbracht.

Doch genauso liebte sie es, neue Reiseziele zu entdecken oder einfach entspannte Urlaube auf einem Schiff mit gelegentlichem Landgang zu machen.

Nachdem ihr Ehemann in den 1990er-Jahren mehrere Jahre nur noch Nachtschicht machen musste und darunter das Familienleben litt, beschloss Antje, eine Auszeit von der Ehe zu nehmen, und zog mit ihrer Tochter eine Etage höher in eine freie Wohnung im gleichen Haus. Dennoch kümmerte sie sich weiter um ihren Mann: Mehrmals die Woche durfte die Tochter ihm Mahlzeiten bringen, damit er versorgt war.

Dieser Lebensabschnitt dauerte etwa ein Dreivierteljahr. Kurz bevor ihr Mann in den Vorruhestand gehen musste, versöhnten sie sich wieder — hatten nun aber Möbel für zwei Haushalte. Hier wusste Antje wieder Rat: „Wir kaufen jetzt ein Haus — das wollten wir doch von Anfang an.“

Und so kauften sie ein Haus in Duisburg-Neumühl. Es war ein finanzielles Wagnis. Antje wurde auf einmal zur Haupternährerin der Familie, denn ihr Mann erhielt während der zehnjährigen Anpassungszeit nur etwa ein Drittel seines vorherigen Einkommens. Trotzdem schaffte es Antje, dank ihrer Sparsamkeit, dass der Hauserwerb nicht scheiterte — obwohl es an dem Gebäude noch viel zu renovieren gab.

Dabei kam es auch immer wieder zu Spannungen zwischen Antje und Reimund. Sie wollte die Arbeiten so schnell wie möglich erledigt haben, während er versuchte, es ihr so schön wie möglich zu machen. Doch trotz dieser Gegensätze wurde die „Dauerbaustelle“ vor etwa zwei Jahren fertig. Von da an beschlossen die beiden, das Leben zu genießen und noch öfter zu verreisen.

Nach ihrer Pensionierung waren die Enkelkinder für Antje das Wichtigste. Mehrmals die Woche fuhr sie nach Eppinghoven, um für Emmi und Jasper da zu sein, wenn die Eltern noch arbeiteten. Dabei brachte sie ihnen immer etwas Süßes mit. Sie konnte auch an keinem Kinderbekleidungsgeschäft vorbeigehen, ohne nach etwas Modischem für ihre Lieblinge zu schauen.

Verantwortung zu übernehmen war für Antje eine der wichtigsten Tugenden — obwohl sie das nie so sah. Für sie war es einfach selbstverständlich.

 Zu ihrer Schwester fuhr sie fast täglich ins Krankenhaus. Als Vorsitzende des Kegelklubs telefonierte sie manchmal stundenlang, bis alle mit der Wahl einer Gastronomie oder einer Kegeltour zufrieden waren. Im Finanzamt beteiligte sich Antje viele Jahre mit einem Sketch an der jährlichen Karnevalsveranstaltung. Besonders am Herzen lag ihr auch das jährliche Treffen der pensionierten Kollegen: Über 30 Jahre lang backte sie Kuchen, half beim Servieren und blieb stets bis zum Schluss — erst wenn der letzte Gast gegangen war, verließ auch sie die Feier. Nach ihrer Pensionierung konnte sie selbst leider nur noch wenige Male daran teilnehmen.

Wo sie helfen konnte, da half sie — ohne große Worte.

Antje legte großen Wert auf Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit – unentschuldigtes Fehlen lehnte sie klar ab. Ihre Kinder und Ihr Mann hörten oft genug von Ihr bei kleineren Wehwechen: "Stell Dich nicht so an."

Obwohl sie in den letzten Jahren selbst über elf Krankenhausaufenthalte durchlebte, sprach sie wenig über ihre eigenen gesundheitlichen Probleme. Stattdessen hörte sie anderen einfühlsam zu, wenn diese von ihren Krankheiten und Sorgen erzählten, und lenkte die Gespräche behutsam auf schöne Erlebnisse. Sie liebte es, sich auf das Positive zu konzentrieren und Freude zu teilen.

Im letzten Jahr hatte sie noch große Pläne: Sie wünschte sich, die Abiturfeiern ihrer Enkel noch miterleben zu können. Für dieses Jahr war eine Kreuzfahrt von der Karibik nach Europa geplant, die vor Ostern enden sollte, damit sie den Ostersonntag wieder zu einem großen Familienfest machen konnte. Zudem freute sie sich auf die jährliche Herbstreise mit der gesamten Familie.

Mit ihrer Krebserkrankung wurden ihre Wünsche immer bescheidener: Zunächst wünschte sie sich, noch einmal Schnee zu sehen. Als sich dieser Wunsch nicht mehr erfüllen ließ, hoffte sie, noch einmal ans Meer zu kommen. Schließlich, als auch das nicht mehr möglich war, setzte sie ihre Hoffnung darauf, die Geburtstagsfeier ihrer Tochter in diesem Monat noch miterleben zu dürfen. Leider gingen all diese Wünsche für sie nicht mehr in Erfüllung.

Obwohl Ihr die schwere ihrer Erkrankung bewusst war. Im März sagte Sie zu Ihrem Mann: „Dir ist bewusst dass ich jetzt eher gehe.“ Hat Sie bis drei Tage vor Ihrem Tod darum gekämpft noch etwas bei uns zu bleiben.

Liebe Familie, liebe Freunde,

120 Tage hat Antje mit der Diagnose Krebs gelebt. 120 Tage voller Hoffnung, Angst, Mut und unendlicher Kraft.

63 dieser Tage hat sie tapfer die Qualen einer Chemotherapie ertragen — geplagt von ständiger Übelkeit und ohne die Möglichkeit, richtig zu essen. Jeder Tag war ein neuer Kampf, jeder kleine Schluck ein Sieg über die Krankheit.

Und als wäre das nicht genug gewesen, folgten nach der Strahlenbehandlung weitere 38 Tage, in denen ihr selbst das Trinken und Essen vor Schmerzen fast unmöglich war. Doch sie hat nicht aufgegeben. Antje hat gekämpft — für sich, für uns, für die Momente, die noch blieben.

64 Tage musste sie im Krankenhaus verbringen, fern von Zuhause, von ihrem gewohnten Leben, umgeben von medizinischen Geräten und fremden Wänden. Aber ihr Lächeln, ihr Lebenswille und ihre Liebe zu den Menschen, die ihr nahestanden, haben sie nie verlassen.

Antje war ein wunderbarer Mensch. Sie hat Spuren in unseren Herzen hinterlassen — mit ihrer Herzlichkeit, ihrer Wärme und ihrer Art, das Leben auch in dunklen Stunden nicht ganz aus den Augen zu verlieren.

Wir werden sie in unseren Erinnerungen bewahren. In den kleinen Momenten, die uns an sie erinnern, in den Geschichten, die wir über sie erzählen, und in der Liebe, die bleibt.

 

Mach’s gut, liebe Antje. Wir werden dich vermissen.

Dein Reimund